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Der Prüfungsflug!

Nach knapp über einem Jahr Flugausbildung war es Anfang September endlich soweit - mein Prüfungsflug stand an! Eigentlich war er für den Vortag vorgesehen, aber pünktlich zum geplanten Startzeitpunkt zog eine breite Regen- und Gewitterfront quer über den Landkreis Konstanz, so dass an eine Prüfung nicht mehr zu denken war. Dank der Flexibilität meines Prüfers wurde die Prüfung kurzerhand um einen Tag verschoben und konnte am 07. September tatsächlich durchgeführt werden. 

 

Die Flugvorbereitung

 

Gemäß den Vorgaben meines Prüfers bereitete ich einen Flug von Konstanz (EDTZ) über Bad Waldsee-Reute (ED0224), Sauldorf-Boll (ED0341) und Radolfzell-Stahringen (EDSR) zurück nach Konstanz vor. Zur Flugvorbereitung durfte ich die Flugsoftware SkyDemon nutzen, so dass die einzelnen Schenkel mit Windberechnung, die geplante Flugdauer, der Spritverbrauch sowie die Weight-and-Balance Berechnung bequem berechnet wurden. Den Pilot-Log als Übersicht des gesamten Fluges konnte ich im Anschluss ausdrucken und zusammen mit den Anflugblättern der geplanten Flugplätze zur Prüfung mitbringen. Weiterhin waren in SkyDemon auch die relevanten NOTAMS verfügbar - so war im Bereich Pfullendorf auf eine Kunstflugzone und im Bereich Radolfzell-Stahringen auf Fallspringer zu achten. Zum Abschluss zeichnete ich die geplante Route noch in meine neue ICAO-Karte 2022 ein. 

 

Vor der Prüfung

 

Da die Prüfung in Konstanz starten sollte, konnte ich zunächst mit einem Flugauftrag meines Fluglehrers von Binningen (EDSI) nach Konstanz (EDTZ) fliegen. Dieser Alleinflug und die Zeit für mich konnte ich aktiv genießen, mich nochmals auf die Prüfung einstellen und in der Luft ein gutes Gefühl erlangen. Schließlich war ich doch sehr aufgeregt und angespannt. 

 

In Konstanz angekommen traf ich mich schließlich mit meinem Prüfer - er war für mich kein "Unbekannter", da wir uns bereits vom Überprüfungsflug für den ersten Alleinflug sowie der theoretischen Prüfung kannten.

 

Nach der Prüfung meines Flugbuchs sowie des Medicals stellte ich meine Flugplanung, das erwartete Wetter sowie die Besonderheiten des Fluges dar. Hierbei wies ich darauf hin, dass sämtliche geplante Flugplätze grundsätzlich unter der Woche geschlossen und Landungen zuvor angemeldet werden müssten (PPR). Letztlich stellte der Prüfer klar, dass die durchgeführte Flugplanung - wie der Name schon sagt - ein Plan darstellte, wobei davon natürlich auch abgewichen werden konnte. 

 

Der Prüfungsflug

 

Dann ging es los. Die Vorflugkontrolle führte ich ja bereits bei meinem Start in Binningen durch, so dass auf diese bei der Prüfung verzichtet wurde. Streng nach Checkliste machte ich die C42 startklar und meldete mich bei der Flugleitung zum Rollen. Über die Piste 30 starteten wir schließlich gg. 15:40 Uhr in Richtung Westen, wobei ich eigentlich direkt auf Kurs 071 Grad in Richtung Markdorf gehen wollte. Hier zeigte sich schon, dass die Flugplanung nur ein Plan war und der Prüfer forderte mich auf zunächst in Richtung Allensbach zu fliegen und dort auf Nordkurs zu gehen. Über Allensbach angekommen drehte ich also auf 360 Grad ein - wobei natürlich der Kompassdrehfehler zu beachten war (bei Kurvenflug nach Norden hängt die Anzeige des Kompass hinterher).

 

Auf der nördlichen Seite des Bodensees angekommen sollte ich schließlich zurück auf den geplanten Kurs fliegen, wobei ich diesen nördlich von Markdorf anflog. Kurz vor erreichen der TMZ Friedrichshafen, schaltete ich den Transponder auf Squawk 2677 und rastete die entsprechend zuvor eingestellte Funkfrequenz 119,925. Die Drehzahl des Verstellpropellers stellte ich auf die Reiseflugeinstellung von 4800 Umdrehungen ein. So erreichte ich schließlich querab des nördlich von Markdorf gelegenen markanten "Höchsten" meine ursprünglich geplante Kurslinie und setzte den Flug in Richtung Weingarten mit Auffanglinie Bundesstraße 30 fort. Dort angekommen ging es auf Kurs 032 Grad direkt in Richtung Bad Waldsee-Reute. 

 

Da ich auf dem dortigen Platz noch nie gelandet war, hatte ich mir den Platz und dessen Lage vorher auf Google-Earth angeschaut. Dennoch war es schwer ihn auf Anhieb zu finden. Erst als ich ihn fast überflog konnte ich die Graspiste gerade noch rechtzeitig erkennen und Bad Waldsee Info per Funk rufen. Auf dem Platz war ein Mäher unterwegs, dennoch meldete sich niemand zurück. Nach Vorgabe meines Prüfers führte ich dennoch einen planmäßigen Anflug auf den Platz durch. Im Endanflug wies er mich an noch einen Seitengleitflug durchzuführen und kurz vor Erreichen der Piste starteten wir schließlich durch. Beim Durchstartmanöver stellte ich jedoch fest, dass etwas Leistung fehlte - ich hatte vergessen vor der Landung die Drehzahl des Verstellpropellers zurück auf 5000 Umdrehungen zu stellen. Dann ging es planmäßig weiter in Richtung Pfullendorf (EDTP). 

 

Kurz vor Erreichen der geplanten Flughöhe nahm der Prüfer das Gas zurück und es wurde ein Motorausfall simuliert. Schnell konnte ich einen geeigneten abgeernteten Acker unter mir ausmachen und in einer eigentlich weniger geeigneten Rechtsplatzrunde sehr gut anfliegen. Auch hier starteten wir kurz vor Erreichen des Notlandefeldes durch. 

 

Wieder auf Flughöhe angekommen stand die nächste Flugaufgabe an - ich sollte die erreichte Höhe von 3500 ft halten und eine Fluggeschwindigkeit von 60 km/h einnehmen, ohne abzukippen. Auf meine Frage ob ich hierzu die Klappen setzen solle, wies der Prüfer mich darauf hin, dass dies meine Entscheidung sei. Also reduzierte ich die Geschwindigkeit und setzte die vollen Klappen. Im Anschluss bremste ich weiter bis auf 60 km/h ab, wobei ich das Steigen mit dem Gas kontrollierte. Schließlich sollte ich in dieser Konfiguration noch einen Vollkreis fliegen - was ich mit viel Geduld auch schaffte. 

 

In Pfullendorf (EDTP) angekommen versuchte ich wiederum den Platz auf der vorgesehen Frequenz zu rufen. Wieder meldete sich niemand. Also flogen wir über den Platz und stellten fest, dass auch kein Flugbetrieb stattfand. Schließlich verließen wir die geplante Route und flogen nicht weiter in Richtung Sauldorf-Boll sondern direkt in Richtung Radolfzell-Stahringen (EDSR), was auf Grund des markanten Geländeeinschnitts zwischen Bodanrück und Wahlwies leicht aus der Entfernung auszumachen war. 

 

Auf dem Weg führte ich noch eine Rollübung durch und nach dreifachem Rufen von Stahringen Info meldete sich tatsächlich ein Flugleiter am Funk, so dass wir einen planmäßigen Anflug auf den Platz durchführen konnten. Hierbei flog ich direkt in den Queranflug der Piste 19. Obwohl ich mit der C42 noch nie in Stahringen gelandet war, kam mir doch alles sehr vertraut vor - schließlich machte ich meine ersten Starts- und Landungen mit dem Motorsegler in EDSR. Nach der Landung starten wir direkt wieder auf der Piste 01 und es ging zurück nach Konstanz zu unserem Ausgangspunkt. Hierbei forderte der Prüfer mich auf die Drehzahl des Verstellpropellers wieder zurück auf die Reiseeinstellung von 4800 Umdrehungen zu stellen. 

 

In einer Höhe von 3500 ft näherten wir uns dem Platz und der Prüfer kündigte bei der Flugleitung eine Ziellandeübung auf die Piste 30 an. Über dem Platz drehte ich in Richtung der Piste 30 und der Prüfer nahm das Gas zurück. Das definierte Ziel war ohne Motorleistung zwischen der Schwelle und der Halbbahnmarkierung der Piste 30 aufzusetzen. Aus der Erfahrung verschiedener Ziellandeübungen versuchte ich eher zu lang, als zu kurz anzufliegen und baute die überschüssige Höhe schließlich im Seitengleitflug ab. Letztlich setzte ich genau im definierten Bereich auf und wir starteten nochmals durch. Wieder fehlte Leistung und ich hatte erneut vergessen die Drehzahl des Verstellpropellers vor der Ziellandung zurück auf 5000 Umdrehungen zu stellen. 

 

Nach dem Start und bei Erreichen des Querabflugs sollte ich schließlich eine Umkehrkurve durchführen und entgegen der Startrichtung wieder auf der Piste 12 landen. Hierbei galt es mit Motorleistung eine Ziellandung durchzuführen. Ziel war es mit dem Hauptfahrwerk genau auf Höhe der Mittelbahnmarkierung aufzusetzen. Auch dies gelang mir auf Anhieb. 

 

Es ging zurück zum Abflugpunkt der Piste 30, wo ich einen Kurzbahnstart mit angezogener Bremse und Vollgas durchführte und wieder in Richtung Reichenau startete. Kurz nach Überfliegen der Halbbahnmarkierung nahm der Prüfer das Gas zurück und simulierte einen Motorausfall beim Start. Ich reagierte mit Nachdrücken und setzen der vollen Klappen, so dass der Prüfer die Leistung schnell zurück auf Vollgas stellte. Letztlich hätte ich noch konsequenter nachdrücken sollen. Dann flogen wir die vorgesehene Platzrunde ab und landeten schließlich auf der Piste 30 zur Abschlusslandung. 

 

Nachbesprechung

 

Gestresst aber glücklich stellte ich die "Nora" auf dem Vorfeld ab. Schließlich gratulierte mir mein Prüfer zur bestandenen praktischen Flugprüfung. Ein weitere Meilenstein meiner "Fliegerkarriere" war geschafft!

 

Aber natürlich gab es auch noch Kritikpunkte, die ich in meiner weiteren Flugpraxis verbessern sollte. So muss ich die eingestellte Drehzahl des Verstellpropellers besser im Auge behalten und vor einer Landung immer zurück auf die Starteinstellung von 5000 Umdrehungen stellen. Es bietet sich gegebenenfalls an diesen Punkt in die Checkliste aufzunehmen und diese auch bei jeder anstehenden Landung abzuarbeiten (was ich bislang nicht gemacht habe). 

 

Außerdem stellte der Prüfer fest, dass ich gerade in Stresssituationen dazu neige nicht "sauber" zu fliegen und in der Kurve zu "schieben". Das war natürlich zuvor auch schon meinem Fluglehrer und mir selbst aufgefallen. Ich werde also weiter daran arbeiten die Kugel immer in der Mitte zu halten - was mir tatsächlich immer noch sehr schwer fällt. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister! ;-) 

 

Rückflug nach Binningen

 

Kaum aus dem Flugzeug ausgestiegen kam mein Fluglehrer und gratulierte mir als erster zur bestandenen Flugprüfung. Was für eine tolle Überraschung! Im Anschluss flogen wir zusammen - jeweils in einer C42 - nach EDSI zurück. Was für ein tolles Gefühl mit seinem eigenen Fluglehrer in Formation über dem Bodensee zu fliegen.

Zurück in Binningen wurden wir von einigen Fliegerkameraden bereits zum obligatorischen Landebier erwartet.

 

Selten hat es besser geschmeckt! :-)

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