Der Pinzgauer Spaziergang ist in der Gleitschirmszene für seine einfachen Streckenflugmöglichkeiten an der südlich ausgerichteten Bergkette bekannt. Ähnlich anfängerfreundlich für die ersten Streckenflüge ist der Bregenzerwald, wo man im Frühjahr von der Niederen bei Bezau zum Hochtannbergpass immer entlang der L200 fliegt. Bei einer Außenlandung kommt man durch den im Tal verkehrenden Linienbus immer zurück zum Ausgangsort. Ein ca. 35 km Ziel-Rück-Flug ist relativ einfach realisierbar und kann mit einem Abstecher ins Große Walsertal nach Schnifis zu einem ca. 60 km FAI-Dreieck verlängert werden. Dieses Dreieck konnte ich am 27. März fliegen.


Bei einem guten Thermiktag ist man am Startplatz der Niederen selten alleine. Bereits die Bergbahn von Bezau ist dann nur mit Fliegern besetzt. Der Startplatz ist aber sehr weitläufig, so dass sich die Fliegerschar gut verteilt. Die erste Thermik wird dann auch bald durch erste Schirme markiert, so dass sich der Einstieg in den Hausbart ebenfalls relativ einfach gestaltet.
Einmal aufgedreht steht gleich ein kleinerer Talspur in Richtung Seefluh zum Gipfel des Hälekopf an. Es gilt also maximale Höhe zu machen um das Tal in Richtung Süden zu überqueren.
Nach dem Talsprung ist die Thermik auf der Südseite der Seefluh zu erwarten und man versucht natürlich am höchsten Punkt des Grates anzukommen. Wenn man nicht fündig wird, folgt man dem Grat in Richtung Westen zum Landeplatz in Bezau, wobei man stets die Möglichkeit hat noch die rettende Thermik zu finden. Der Bart ist oftmals etwas zerrissen und schwer zu zentrieren, so dass manchmal etwas Geduld gefragt ist. Schließlich gilt es wieder maximale Höhe zu machen, um den nächsten Talsprung nach Süden zum Wannenkopf bzw. Hirschberg in Angriff zu nehmen.
Hier hat sich bewährt den Grat an der westlichen Seite anzufliegen, wo sich die Thermik ebenfalls auf der bewaldeten Südseite entwickelt. Wenn man den verlässlichen Bart doch mal verpasst bietet das Tal in Bizau oder Schnepfau große Landewiesen und eine sichere Rückkehr mit dem Bus nach Bezau. In der Regel steht die Thermik jedoch im Bereich der Hochfläche und führt verlässlich Richtung Basis, von wo aus der Weg am Grat entlang in Richtung Osten zum Gipfel des Hirschbergs und dann in Richtung Diedamskopf führt.
Je nach Jahreszeit wird nun entweder der Gipfel des Diedamskopf oder früher im Jahr die vorgelagerte Waldkante angeflogen, wo an den in das Tal verlaufenden Gräten die Thermik zu erwarten ist. Ein sehr verlässlich zu findender Aufwind befindet sich am Grat vom Falzer Kopf in Richtung Tal, dessen bewaldete Südseite durch die Sonne schon früh im Jahr erhitzt wird. Dieser Hausbart des Diedamskopfs bietet bei stärkeren Thermiktagen oft Steigwerte bis 6 m/s. Hier sollte wieder maximale Höhe gemacht werden, um den weiteren Flug in Richtung der markanten Üntschenspitze in Angriff zu nehmen.

Es gilt möglichst hoch anzukommen, da die Südseite bei einem Flug unter Gratniveau sehr anspruchsvolle Bedingungen bereit halten kann. Über dem Grat angekommen folgt man diesem in Richtung Süden, wo sich schon das Ziel - der Hochtannbergpass - befindet.
Am Hochtannbergpass wird wieder die Südseite angeflogen, wo die Thermik zu finden ist. Nachdem man Höhe gemacht hat gilt zu entscheiden, ob man den geflogenen Weg wieder zurück nach Bezau fliegt oder bei hoher Basis den Flug nach Westen in das Große Walsertal Richtung Schnifis wagt. Da der Flug nach dem Talsprung über den Schöneberg mit ca. 2200 m Höhe führt, muss vorher bis auf ca. 3000 m aufgedreht werden. Bei meinem Flug entschied ich mich auf Grund der verlässlichen Thermik und guten Basishöhe in Richtung Schnifis weiterzufliegen.
Im Großen Walsertal, welches von Ost nach West verläuft und somit eine fast durchgehende Südflanke bietet, kam ich zunächst relativ tief unter Gratniveau an. Ich flog weiter in Richtung Westen, bis mich eine Thermik aus einem Geröllfeld wieder ins Spiel und über Grat brachte. Da ich mich auf die thermiksicheren Südflanken verließ, flog ich relativ schnell weiter in Richtung Schnifis, wobei ich immer tiefer kam und schließlich in den immer stärker werdenden Westwind kam. Als ich mich schon am Talboden sah, beschloss ich kurz vor Schnifis umzudrehen und mit dem Wind von Gräte zu Gräte zu hüpfen. So konnte ich nach und nach immer höher aufsoaren und schließlich wieder Thermikanschluss finden. Über dem Glatthorn ging es dann wieder bis auf 3000 m, so dass ich bereits am Faschinajoch zum langen Landeanflug nach Bezau ansetzen konnte. Vorbei an der Mittagsspitze und über das Skigebiet Damüls, konnte ich als Abschluss eines besonderen Fluges einen atemberaubenden Blick auf die Kanisfluh genießen und so war ich mir wieder einmal sicher - Gleitschirmfliegen ist die schönste Art zu fliegen!


Aber Achtung - ab Mittag wird die Niedere durch den nördlichen Talwind überspült, so dass sich am Landeplatz in Bezau sehr turbulente Bedingungen einstellen. So kam es in der Vergangenheit bereits zu schweren und auch tödlichen Unfällen.
Tipp: Die Wiesen am Sägewerk bieten dann eine sichere Möglichkeit zu landen und den Flug sicher zu beenden!
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