Es war Freitag der 13. - vielleicht hätte mich das schon stutzig werden lassen müssen?!
Mein Flieger von Zürich ging planmäßig nach Malaga in Südspanien. Unser diesjähriger Paraotic Clubausflug "Ab in den Frühling" sollte nach Algodonales gehen - ein Gleitschirm Mekka mit tollen Fluggebieten, lecker Tapas und bestem Wetter. Nachdem unser ursprüngliches Ziel "Bassano" auf Grund der Corona-Krise nicht mehr zu bereisen war, haben wir kurzfristig umgebucht und unsere Reise nach Spanien verlegt - dort war die Welt ja scheinbar in Ordnung?!
So landete ich gegen Mittag in Malaga und da mein Fiegerfreund "Matze" erst am Abend aus Zürich ankam nutzte ich die Zeit für eine kleine Tour nach Malaga. Ich wollte natürlich unbedingt den Strand und das Meer sehen. An der Strandpromenade lachten mich überall die herumstehenden E-Roller an - so ließ ich es mir nicht nehmen dieses neumodische Fortbewegungsmittel auszuprobieren und damit die Stadt unsicher zu machen. Also habe ich kurzerhand die App runtergeladen, den Roller meiner Wahl gescannt und los gings...
Nachdem ich dann Matze am Abend abgeholt hatte und wir zusammen nach Algo gefahren waren, gingen wir erstmal zu Gerardo - er ist ein Urgestein der Gleitschirmszene und organisiert mit seiner Flugschule Ganterfly das Fliegen in Algo. Doch er hatte keine guten Nachrichten für uns...
Die spanische Regierung hatte im Laufe des Tages den Notstand ausgerufen - es war wohl nur noch eine Frage der Zeit bis Spanien den "Shut Down" des Landes verkündet!
So bezogen wir mit gemischten Gefühlen unsere Unterkunft... Was wird das alles für Folgen haben... Unser Rückflug geht erst in einer Woche... Kommen wir hier wieder raus??
Nach einer Nacht voller Gedanken beschlossen wir so schnell als möglich wieder in die Heimat zurück zu kommen und buchten sofort Flüge für den Montag, was zwar nicht ganz günstig war aber scheinbar problemlos klappte. Mit dem guten Gefühl schnell und richtig gehandelt zu haben, konnten wir dann auch einen tollen Flugtag in Algo genießen...
Nachdem wir nach einem 2-stündigen Flug am Landeplatz landeten war es soweit - Spaniens Regierung hat während unseres Fluges die Schließung des Landes mit allen Konsequenzen beschlossen. Alle Gaststätten, Läden und sonstigen Plätze des öffentlichen Lebens wurden geschlossen und eine Ausgangssperre verhängt. Der Flugberg in Algo mit seinen Wanderwegen und Startplätzen wurde gesperrt und der Flugbetrieb eingestellt!
Da nicht klar war, wann diese Regelung in Kraft tritt, fuhren wir sofort in den Ort um unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Normal versorgt man sich in Algo in einem der unzähligen kleinen Restaurants und Kneipen - doch diese standen nunmehr wohl nicht mehr zur Verfügung?!
Zu unserer Überraschung schien, die Regelung wohl noch nicht bis nach Algo vorgedrungen zu sein. So konnten wir nach unserem Lebensmitteleinkauf noch die einzigen und letzten Tapas unserer Reise genießen...
Am nächsten Morgen war durch die Flugschule Ganterfly eine Krisensitzung einberufen worden. Nun war es offiziell - die Regelungen waren seit Sonntag, 08:00 Uhr in Kraft! Alle versuchten nun möglichst schnell einen früheren Rückflug zu bekommen und die ersten Flüge wurden annulliert... es herrschte Krisenstimmung!
Algo war wie ausgestorben...
Auch die Polizei war im Ort nun sichtbar unterwegs und schickte die Leute nach Hause, wenn sie sich noch ohne Grund auf der Straße aufhielten.
Zurück in der Unterkunft machten wir das Beste aus unserer Ausgangssperre...
Die Aussichten waren ja gut, schließlich hatten wir rechtzeitig umgebucht und konnten am Montag bereits zurückfliegen. So wartete ich darauf mich online für meinen Flug einzuchecken - was leider nicht möglich war?!? Nach mehreren Versuchen fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen...
Mein neu gebuchter Flug war am 23. März?? Aber wir hatten doch den 15. März?? ...ich hatte mich bei der Umbuchung wohl um eine Woche vertan!!!!
Nachdem sich kurz Panik in mir breit machte, setzte ich sofort alle Hebel in Bewegung, um noch einen früheren Flug zu bekommen. Da aber inzwischen alle Touristen aus Spanien abreisen wollten, war das natürlich nicht so einfach. Sämtliche Hotlines waren aus Spanien nicht zu erreichen! Schließlich gelang es meiner großartigen Frau von Deutschland aus, meinen Flug auf den frühest möglichen Zeitpunkt am Mittwoch umzubuchen...
Alle Länder schotteten sich mehr und mehr ab, die Grenzen wurden geschlossen und es war ungewiss, ob ich am Mittwoch noch über Zürich nach Deutschland einreisen darf!?!
Am Montag war dann zunächst bisschen Abwechslung in der Ausgangssperre angesagt - ich konnte meinen Freund Matze zum Flughafen fahren. Ich war zwar mit gemischten Gefühlen unterwegs aber so kam ich wenigstens für kurze Zeit auf andere Gedanken....
Doch die Zeit bis Mittwoch war noch lang - zum Glück war ich nicht alleine und Tobi, ein Fliegerkollege aus der Pfalz, war auch noch bis Mittwoch mit mir zusammen in der Unterkunft. Außer zum Einkaufen kamen wir nicht raus und so dauerte das Bangen weiter an.
Schließlich konnte ich mich am Dienstag endlich für meinen Rückflug online einchecken doch es blieb weiter spannend - es war kein Sitzplatz für mich verfügbar und ich sollte mich diesbezüglich dann am Gate melden. War der Flieger etwa überbucht???
Am Mittwoch Morgen fuhren wir gleich um 06:00 Uhr zum Flughafen - Tobis Flug ging schon um 10:00 Uhr und wir wollten rechtzeitig da sein. Schließlich wussten wir nicht wie die Situation am Flughafen war. Doch zu unserer Überraschung ging es dort relativ normal zu - die Landengeschäfte und Cafes hatten zwar alle geschlossen, aber ansonsten war der Flughafenbetrieb völlig unauffällig. So verabschiedete ich mich von Tobi und versuchte mein Glück auf einen Sitzplatz am Check-In-Schalter. Doch auch dort sagte mir die Dame, dass ich erst am Gate erfahre, ob es einen Platz für mich gibt oder nicht!
Am Gate meldete ich mich dann sofort am Schalter und stellte schnell fest, dass ich nicht der Einzige ohne Sitzplatz war. Nach und nach meldeten sich die Reisenden und wurden auf die Zeit nach dem Boarding der Gäste mit Sitzplatz verwiesen. So wollte sich der Spannungsbogen einfach nicht auflösen ...komme ich nach Hause ...was mache ich wenn sie mich nicht mitnehmen ...ich habe ja nicht mal mehr einen Mietwagen oder ein Unterkunft???
Das Boarding dauerte eine gefühlte Ewigkeit und immer mehr Boarding Gruppen wurden aufgerufen. Schließlich waren alle Fluggäste mit Sitzplatz durch das Gate und die restlichen ca. 30 Personen ohne Platz versammelten sich um den Schalter. Jeder wollte mit - doch wie viel Plätze gab es noch?!
Näher am Schalter sah ich, dass die Dame einen ganzen Stapel an Flugtickets in der Hand hielt, die auf einzelne Fluggäste ausgestellt waren. Es war also schon bekannt wer dabei war und wer nicht. Und nachdem 5-10 andere Passagiere bereits in den Flieger durften, war auch mein Name im Stapel dabei...
Sitzplatz 25F...alles wurde gut, ich durfte nach Hause ...und da schmeckt das Bier bekanntlich am besten!!! :-)
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